Thema: Die Rebellion von Joseph Roth Fr Okt 21, 2011 10:04 pm
Joseph Roth, Die Rebellion
"Die Rebellion" wurde 1924 veröffentlicht und beschreibt das Weltbild des Protagonisten Andreas, der ein Invalide des ersten Weltkrieges ist. Anderas erscheint zunächst als eifriger Verfechter der "alten Tugenden" und ein großer Freund der Regierung, der sie mit geradezu religiösem Eifer verteidigt, wo er nur kann. Anderas befindet sich in einem Spital für Invalide für ihn, das jedoch aufgelöst werden soll. Um sich wenigstens einen kleinen Unterhalt verdienen zu können, erhält der ehemalige Soldat einen Leierkasten und eine Lizenz zum Spielen. Anscheinend ohne Familie ist er auf sich allein gestellt und lebt in ärmlichen Verhältnissen, bis er seine Katharina findet. Doch die Geschichte hält noch weitere Wendungen für ihn bereit...
Bewertung
Am Anfang des Buches wusste ich um ehrlich zu sein nicht so recht, was ich davon halten soll, vor allem in Bezug auf den Protagonisten Andreas. Dieser ging mir zuerst tierisch auf die Nerven, weil er so gar keine eigene Meinung zu haben schien. Die Regierung ist toll, guckt mal, was die Regierung alles für uns (Invalide) tut - und ich bin ja so tugendsam und arbeite, anstatt zu betteln oder mich auf die faule Haut zu legen... Im Laufe der Geschichte ändert sich dies allerdings etwas. Stellvertretend zitiere ich einen Satz von der vorletzten Seite:
Zitat :
Aus meiner frommen Demut bin ich erwacht zu rotem, rebellischen Trotz.
Joseph Roth, Romane und Erzählungen (Zweitausendeins 2010): Die Rebellion, S. 216
Es geht weniger um die Rebellion im Großen, als um die im Kleinen. Der schleichende Gesinnungswandel Andreas' steht repräsentativ für den "Umschwung" der Gesellschaft, der in der Realität jedoch (in dieser Form) erst später kam.
Ich möchte nicht zu viel verraten - nur so viel: Der Schluss wirft noch einmal ein ganz anderes Licht auf das Geschehen und hält einige Überraschungen parat, die man durchaus auch als skurril bezeichnen könnte. Abschließend lässt sich deshalb festhalten, dass ich das Buchtrotz meiner anfänglichen Skepsis insgesamt als lesenswert empfinde.