Jetzt wird es Zeit, endlich noch ein Kommentar zu diesem Buch abzugeben.
Nach den ersten Seiten war ich mir gar nicht so sicher, was ich davon halten soll. Immerhin hatte ich bei Tad Williams schon eine gewisse sprachlich Erwartungshaltung - habe ich schon erwähnt, dass ich seine Bücher großartig finde? - und “Die dunklen Gasen” lässt sich nicht unbedingt mit Werken wie Otherland oder dem Drachenbeinthron vergleichen. Schon allein die Ich-Perspektive wirkt ungewohnt, und Engel Doloriel, alias Bobby Dollar, hat ja mal so was von einem rotzigen Sprachstil verpasst bekommen. Aber nach etwa eineinhalb Kapiteln wurde aus einem gedanklichen “mit dieser Figur werde ich nie warm” ein “ja, genau so und nicht anders muss er klingen”.
Die Story selbst ist sehr temporeich. Eine lange Einleitung sucht man vergebens, statt dessen wird man direkt ins Geschehen hineingeworfen und dieses Tempo wird dann auch weitgehend beibehalten. Trotzdem findet Williams die Zeit, stückchenweise sein Konzept vom Himmel und der Gegenseite zu erläutern, indem sich Dollar immer mal wieder direkt an den Leser wendet, und sich dabei manchmal sehr charmant selbst unterbricht, weil dafür gerade nicht der richtige Augenblick ist, oder er eben selbst nichts genaues weiß.
Das ist auch so ein Punkt, der mir gut gefallen hat. Dollar ist zwar ein Engel, aber kein Überheld. Ihm sind deutliche Grenzen gesetzt, er stellt Dinge in Frage, hat Zweifel und ist auch mal einfach mies drauf - wozu er storybedingt auch allen Grund hat.
Und auch die anderen Figuren sind rundum gut gelungen. Je mehr man erfährt, desto neugieriger wird man.
Bloß der Klappentext ist ein wenig reißerisch. Von einem “Krieg zwischen Himmel und Hölle” zu sprechen ist vielleicht etwas übertrieben, da der Konflikt gerade nicht nach außen hin ausgetragen wird. Vielmehr geht es um Verschwörungen und so ganz klar sind die Fronten dabei nicht. Aber das wäre dann ja auch zu simpel. Hach, endlich mal wieder ein Buch, bei dem man nicht schon im ersten Teil errät, wer alles in welcher Weise seine Finger im Spiel hat.
Auch wenn dies erst der erste Teil der Trilogie ist, ist es doch relativ abgeschlossen. Es bleiben natürlich noch einige Fragen offen, aber man bleibt als Leser nicht irgendwo mitten in der Luft hängen. (Wobei das mit der Trilogie erst noch zu beweisen sein wird *lach*)