Ich liebe dieses Buch. Da diese Aussage allein aber nicht sehr hilfreich ist, folgt hier nun die Begründung
Bereits mit dem ersten Satz zog mich das Buch tief in seinen Bann. Patrick Rothfuss beschert dem Leser von Anfang bis Ende den Genuss eines wundervoll poetischen Schreibstils, wie ich ihn in einem Roman dieses Genres bisher noch nicht erlebt habe. Es finden sich viele lryirsche anmutende, tiefsinnige Textstellen, was für mich, da ich einen solchen Stil liebe, die reinste Freude war. Absolut kein Vergleich zu vielen anderen epischen Fantasy-Büchern, die zwar eine spannende Handlung aufweisen, stilistisch aber (z.B. durch eine eingeschränkte Wortwahl oder zu simplen Satzbau) weniger glänzen.
Die Handlung war in meinen Augen demgegenüber nicht ganz so originell: Ein junger Zauberschüler, dessen Familie ermordet wurde und der auf Vergeltung sinnt, dabei seinen Weg als Magier geht und zu Größe gelangt, das kennt man schon aus anderen Büchern im Fantasy-Bereich. So gibt es z.B. in den Handlungsmotiven Parallelen zum"Herr der Ringe" oder "Erdsee". Dieser Umstand hat mich aber wenig gestört, da diese Motive (z.B. die lange und abenteuerliche Reise des Helden) in sehr vielen epischen Fantasy-Romanen anzutreffen sind, quasi zum Genre gehören. Außerdem herrscht in "Der Name des Windes" eine solche Vielfalt an Handlung und die Details werden vom Autor so liebevoll beschrieben, dass ich dem Buch deswegen in der Bewertung keinen Punkt abziehen mag.
An manchen Stellen waren mir die Details jedoch zu viel des Guten, so dass ich das Lesen eine zeitlang unterbrochen habe, um später wieder in die Geschichte einzusteigen. Ein paar Seiten weniger hätten dem Buch deshalb meiner Ansicht nach nicht geschadet, denn nicht jede (eher unwichtige) Kleinigkeit muss für mich als Leser so ausführlich beschrieben werden.
Sehr gut gefallen hat mir die Art, wie Patrick Rothfuss seine Charaktere, besonders den Protagonisten Kvothe, beschreibt. Man erfährt eine Menge über und aus dem Leben des jungen Magiers und auch die Dialoge und die Verhaltensweisen Kvothes fand ich stets überzeugend.
Zu Kvothe selbst: Er ist schon ein sehr spezieller Charakter; ich kann verstehen, dass manche Leser mit ihm Probleme haben.
Zum Einen ist er sehr begabt in der Magie und anderen Künsten wie dem Gesang, zum Anderen ist er sich dessen bewusst, hält mit seinen Fähigkeiten nicht hinterm Berg und erteilt anderen gerne Ratschläge. Dadurch mag er manchmal ein wenig arrogant und/ oder besserwisserisch wirken, aber im Laufe der Geschichte lernt man, dass Kvothe einerseits einfach eine recht selbstbewusste Person ist (warum auch nicht, nicht alle Romanhelden müssen ja verzweifelt/ unzufrieden mit sich etc. sein) und andererseits wirlich talentiert ist, also nicht nur blufft. Am wichtigsten ist für mich seines Charakters bezüglich, dass er in seiner Kindheit etwas Schreckliches hat, das ihn verfolgen und unter anderem dazu antreiben, ein immer besserer Magier zu werden.
Insgesamt kann ich sagen, dass Kvothes Wesen und seine Motivation so gründlich und realistisch beschrieben wurden, dass der Magier für mich stets ein glaubwürdiger Charakter war. Zudem war er mir (trotz einiger Eigenarten) sehr sympathisch und ich konnte gar nicht anders, als mit ihm mitzufiebern, zu hoffen, zu leiden und zu lachen.
"Der Name des Windes" ist meiner Meinung nach ein großartiger epischer Fantasy-Roman, der sowohl durch seinen hervorragenden lyrisch-tiefsinnigen Schreibstil als auch durch einen originellen, charakterstarken Helden und eine komplexe Handlung hervorsticht. Ich habe schon lange kein vergleichbares Buch in diesem Genre gelesen und freue mich schon so sehr auf die Fortsetzung, die voraussichtlich Ende Oktober auf Deutsch erscheinen soll (leider wegen des Umfangs aber in Form von zwei Bänden zu jeweils über 20 Euro
).